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Datum: 31.07.2020

Den Lieferverkehr in den Blick nehmen

Verkehrswende in Limburg? Das ist eine Daueraufgabe mit vielen kleinen Bauteilen. Eines dieser Bauteile nennt sich City-Logistik und nimmt vor allem den letzten Kilometer des Waren- beziehungsweise Lieferverkehrs in den Blick. Der Magistrat hat nun den Auftrag erteilt, ein City-Logistik-Konzept für Limburg zu erstellen.

Und wann wird davon in der Stadt und vor allem in der mit Stickstoffdioxid stark belasteten Innenstadt etwas zu spüren sein? Hicham Azzou von der Abteilung Verkehrsplanung im Rathaus ist überzeugt davon, dass schon im kommenden Jahr erste Verbesserungen zu erreichen sind. Im Blick sind dabei vor allem die Lieferdienste, die die Geschäfte und Dienstleister und nicht zuletzt auch private Kunden möglichst schnell mit dem versorgen, was sie erst gestern oder vorgestern bestellt haben. Die Schnelligkeit der Lieferung hat ihren Preis: Zahlreiche Anbieter sind unterwegs und der Verkehrsraum bietet den Fahrerinnen und Fahrern nur wenige Möglichkeiten, um zu halten, das Auto kurz zu verlassen und die Ware auszuliefern.

„Deshalb wird oft in der zweiten Reihe gehalten mit dem Argument, dass man ja nicht lange steht. Aber der Vorgang wiederholt sich 50 Meter weiter oder aber ein anderer Lieferdienst ist wenige Minuten später auch an der Stelle und hält wieder in der zweiten Reihe“, schildert Azzou das Problem. Wer in der zweiten Reihe hält verursacht zwangsläufig Staus. Vor allem in der Innenstadt ist dies kritisch. Deshalb ist es ein wichtiges Ziel im ersten Schritt, diese Haltevorgänge zu beseitigen. Die Lieferdienste benötigen dazu klar zugewiesene Haltebuchten.

Konzept wird gefördert

Ein weiteres Ziel, das möglichst kurzfristig umgesetzt werden soll, ist die Schaffung von Ladezonen. Dort soll die Ware gebündelt angeliefert und auf emissionsfreie oder zumindest emissionsarme Fahrzeuge umgeladen werden, die zudem noch recht wendig sind, um möglichst nah an die Lieferadressen heranzufahren. Dazu eignen sich zum Beispiel Lastenräder mit E-Antrieb.

Die Erstellung eines City-Logistik-Konzepts wird vom Bund aus dem Programm „Saubere Luft“ im Rahmen des Green-City-Plans gefördert. Eine entsprechende Förderzusage liegt der Stadt vor. Der Magistrat hat nun den Auftrag zur Erstellung des Konzepts vergeben, das mit rund 100.000 Euro zu Buche schlägt. Ein wichtiger Bestandsteil des Konzepts, beauftragt wurde ein Unternehmen, das bereits City-Logistik-Erfahrungen in Hamburg und Wiesbaden vorzuweisen hat, ist natürlich zunächst einmal die Analyse des Waren- und Lieferverkehrs in der Stadt, unterteilt in den sogenannten KEP-Verkehr (Kurier-, Express- und Paketdienste) sowie den weiteren Güterverkehr aus Kosumgüter- und Stückgutlogistik.

Auf breite Beine stellen

Aus der Analyse soll dann eine Grobkonzeption der Maßnahmen folgen, was und wie und in welchen Zeiträumen umgesetzt werden soll. Dabei sind verschiedene Stellschrauben möglich: Umrüstung von Fahrzeugen, Verlagerung von Lieferverkehren, Schaffung von größeren Ladestationen, langfristig geht es aber auch darum, den organisatorischen Rahmen des Lieferverkehrs anzupassen.

„Klar ist, dass wir nur dann Erfolg haben werden, wenn sich möglichst viele Beteiligte in diesen Prozess einbringen“, verdeutlicht der 1. Stadtrat Michael Stanke. Beteiligt sind zum Beispiel Speditionen oder Lieferdienste, aber auch der Handel in der Stadt oder Abnehmer von Waren, die täglich oder sogar mehrmals täglich geliefert werden (Apotheken zum Beispiel). Deshalb sind auch Arbeitstreffen speziell mit denen vorgesehen, die Beteiligte sind (Händler, Logistiker, Handwerker, Dienstleister, Gewerbetreibende).

Auch soll ein Arbeitskreis den ganzen Prozess der Konzepterstellung begleiten. Den kompletten Prozess begleitet zudem die Hochschule RheinMain. Nach Angaben des 1. Stadtrats gehören der CityRing, die IHK und der Altstadtkreis dem Arbeitskreis bereits an, die Kreishandwerkerschaft wird noch dazu stoßen. „Ich habe den Eindruck, dass bei allen Beteiligten die Problematik erkannt wird und es unstrittig ist, dass wir Verbesserungen erreichen müssen“, so Stanke.

Positive Auswirkungen

Der Green City Plan für Limburg sieht im Bereich der Citylogistik ein entsprechendes Einsparpotential an Stickstoffdioxidemissionen pro Jahr vor. Dieses Ziel gilt es nach Einschätzung des 1. Stadtrats auch zu erreichen. Und möglicherweise haben Maßnahmen zur geringeren Schadstoffemission dann auch noch positive Auswirkungen auf die Aufenthaltsqualität in der Stadt, stärken die Funktionalität der Innenstadt und reduzieren die Stauerlebnisse. 

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