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Datum: 30.09.2019

»Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel«

Was Soldaten im Ersten Weltkrieg an der Front erleiden mussten und welche Sorgen sie sich um ihre Angehörigen in der Heimat machten, zeigt das Buch „Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel“. Es enthält 260 Feldpostbriefe und Karten des Limburgers Johann Rieth, die er zwischen Oktober 1914 und Oktober 1917 verfasste.

Im großen Sitzungssaal des Limburger Rathauses wurde es nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dabei waren auch drei Schulklassen der Goethe-Schule.

Bürgermeister Dr. Marius Hahn freute sich über die zahlreichen Besucher und machte deutlich, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte zu beschäftigen. „Wir sind nicht schuld am Ersten Weltkrieg, aber wir sind schuld, wenn wir uns nicht erinnern. Denkt immer an diesen sinnlosen Tod.“

Extra aus San Diego/Kalifornien reiste Rieths Enkelin Dr. Christa Rieth an. Sie hat es übernommen, die oftmals schwer zu entziffernden Feldpostbriefe in moderne Schrift zu übertragen (siehe Interview).

Rieth fiel während der 3. Flandernschlacht am 4. Oktober 1917

Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker las aus den Briefen und ordnete sie historisch ein. Der 1888 geborene Johann Rieth wurde im Herbst 1914 eingezogen, durchlief in Gießen die Grundausbildung und wurde dann an die Westfront geschickt. Hier erlebte und erlitt er nun in den nächsten drei Jahren die Schrecken des Krieges. Er kämpfte in vorderster Front, lag im Schützengraben oder in einem feuchten und verlausten Unterstand, kurzzeitig war er auch in der Etappe stationiert.

Johann Rieths anfängliche Überzeugung, der Kampf sei notwendig und der Krieg werde bald gewonnen, wandelte sich allmählich hin zu dem brennenden Wunsch, es möge endlich Frieden geschlossen werden. Diesen zu erleben war ihm nicht vergönnt: Er fiel während der 3. Flandernschlacht am 4. Oktober 1917 bei Gheluvelt nahe Ypern. Johann Rieth hinterließ seine Ehefrau Kätchen und drei kleine Kinder, das jüngste gerade erst zwei Monate alt.

Buch ist im Buchhandel oder im Stadtarchiv Limburg erhältlich

Dr. Christa Rieth hat inzwischen die originalen Briefe dem Stadtarchiv Limburg übergeben, in dessen Publikationsreihe „Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn“ sie nun veröffentlicht wurden.

Das Buch „Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel“ ist im Buchhandel oder im Stadtarchiv Limburg erhältlich. Es kostet 19 Euro. Die ISBN lautet 978-3-936162-13-4.

 

Lesung beim Lesedom

Eine weitere Lesung aus dem Buch „Ein frohes Wiedersehen im Himmel“ gibt es beim Limburger Lesedom am Freitag, 25. Oktober. Um 11.30 Uhr liest Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker in der WERKStadt Lounge (Bahnhofsplatz 2). Der Eintritt ist frei.

„Ich wollte meinen Großvater kennenlernen“

Dr. Christa Rieth hat 260 Feldpostbriefe und Karten transkribiert, also in moderne Schrift übertragen. Sieben Jahre Arbeit liegen hinter ihr. Im Interview spricht sie über ihre Motivation dazu.

 

Was hat sie motiviert die Feldpostbriefe in moderne Schrift zu übertragen?

Dr. Christa Rieth: Ich wollte meinen mir unbekannten Großvater kennenlernen. Ich wollte wissen, ob ich ihn mag und ob ich ihm sogar ähnlich bin.

 

Wie war er?

Dr. Rieth: Er war fürsorglich, liebevoll, hatte Humor, und er liebte es zu fotografieren.

 

Mögen Sie Ihn?

Dr. Rieth: Ich bin fasziniert von meinem Großvater. Ich konnte seine Gedanken so gut nachvollziehen, dass ich manche seiner Sätze zu Ende Schreiben konnte.

 

Wie haben Sie die Briefe gefunden?

Dr. Rieth: Ich habe Sie in meinem Elternhaus gefunden, nachdem meine Tante gestorben war und ich das Haus ausräumte. Das ist etwa zehn Jahre her.

 

Welche Herausforderungen gab es beim transkribieren?

Dr. Rieth: Feldpostbriefe sind klein und auf dünnem Papier geschrieben. Oft wurden sie im Schützengraben geschrieben, teilweise ist die Tinte verlaufen und es gibt Einschläge von Granatsplittern in den Briefen. Wegen des Papiermangels schrieb man quer über die Briefe. Ich musste also Schrift über Schrift entziffern.

 

Wann kam die Idee, die Briefe als Buch zu veröffentlichen?

Dr. Rieth: Die Idee kam erst am Ende des Prozesses. Ich berichtete dem Leiter des Limburger Stadtarchivs Dr. Waldecker von den Briefen und wollte wissen, was man mit so etwas sinnvoll machen kann. Er hat mich ermuntert und auf die Möglichkeit einer Publikation hingewiesen. Dafür danke ich ihm und der Stadt ganz herzlich.

 

Was soll der Leser aus dem Buch lernen?

Dr. Rieth: Das Buch ist eine Mischung aus Emotionen und Fakten. Es gibt direkte Einblicke in das Leben von vor 100 Jahren. Es ist ein persönliches Andenken an meinen Großvater, aber auch an alle, die in diesem schrecklich-sinnlosen Krieg gelitten haben.

 

 

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