Sprungziele
Inhalt
Datum: 02.11.2018

Mobilität in Limburg erfordert Veränderungen

„Es wird nicht jeder hurra schreien, Kompromisse sind gefragt und Veränderungen notwendig.“ Das Fazit von Bürgermeister Dr. Marius Hahn am Ende des zweiten Bürgerforums zum Masterplan Mobilität war mehr ein Ausblick auf das, was noch kommt. Mehr Raum und Möglichkeiten für ÖPNV, Fuß- und Radverkehr und eine stärkere Lenkung des Kfz-Verkehrs mit einer Vermeidung eines Zuwachses, so lässt sich kurz zusammenfassen, was kommen wird.
Green-City-Plan, Masterplan, Klage auf Dieselfahrverbot, es dreht sich viel um den Verkehr in Limburg, auf der politischen Tagesordnung steht das Thema ganz oben. Was Limburg langfristig an Verbesserungen der Mobilität erreichen kann und will, soll in dem Masterplan zusammengefasst werden; der Green-City-Plan als Bestandteil des Sofortprogramms „Saubere Luft“ des Bundes will kurzfristige Verbesserungen schaffen. Da hat die Stadt auch schon klare Projekte abgesteckt, wie Jürgen Dumeier als Leiter der Verkehrsabteilung verdeutlichte.

Rund eine Stunde hatten die anwesenden Bürgerinnen und Bürger Zeit, nach den einführenden Erläuterungen des Gutachter-Büros ihre Verbesserungsvorschläge zu äußern. Aufgeteilt waren die Standorte in der Clubebene der Stadthalle nach den Verkehrsarten: Radverkehr, Fußgänger, ÖPNV und Kraftfahrzeug. Geht es um den Radverkehr, dann wird vor allem die Verbesserung der Anbindung der Stadtteile an die Kernstadt gewünscht, zudem stehen sichere Abstellanlagen ganz oben auf der Wunschliste sowie eine Entschärfung der Kreuzungspunkte.

Tägliche Konflikte

Zu Fuß ist in der Innenstadt fast jeder und jede unterwegs, und wenn es nur wenige Meter vom Parkplatz zum Arbeitsplatz oder ins Geschäft sind. Die Sicherheit spielt bei denen, die zu Fuß unterwegs sind, eine wichtige Rolle. Eine Sicherheit, die durch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet wird, seien es rücksichtslose Radfahrer oder geparkte und abgestellte Autos, die Wege versperren und ein Ausweichen auf die Fahrbahn verlangen. Das sind Aspekte, die auch schon in der bisherigen Arbeitsphase des Masterplans geäußert wurden, in dem ersten Bürgerforum im Februar, im Rahmen einer Verkehrsbefragung (die auch Elz und Diez mit einbezog) oder auch im Rahmen der Zusammenkünfte des Beirats, der den Masterplan-Prozess begleitet. Neu hinzu kam an dem Abend in der Clubebene der Hinweis hinzu, auf den Wegen in das Stadtzentrum doch auch Ruhemöglichkeiten zu schaffen, denn gerade wenn ältere Menschen den Weg von ihrer Wohnung ins Zentrum zu Fuß zurücklegen, seien sie auf Plätze angewiesen, an denen sie auch einmal verweilen könnten.

In diesem Zusammenhang machte eine Bürgerin in der Diskussion noch auf den Umstand aufmerksam, dass sie und ihr Mann sich täglich rücksichtlosen Zweiradfahrern ausgesetzt sehen, wenn sie auf dem Weg von der Blumenröder Straße in die Stadt die Unterführung am Bahnhof nutzen. Dort seien oft Radfahrer unterwegs, die sich gegenüber den Fußgängern völlig rücksichtslos verhielt – dabei sei das Radfahren in der Unterführung untersagt.

Umsteigen ist angesagt

Was die künftige Entwicklung des ÖPNV angeht, gibt es klare Hinweise, wonach der Umstieg erleichtert werden muss, um möglichst alle Verkehrssysteme nutzen zu können. Konkret sind Möglichkeiten gefragt, um die Fahrt mit dem Bus und die Nutzung des Rads miteinander zu kombinieren, zum Beispiel wenn es darum geht, von Blumenrod aus in die Stadt zu rollen und auf dem Rückweg die Stadtlinie zu nutzen. Auch ist eine Umsteigemöglichkeit in Busse angeregt worden, um die Autos an Sammelplätzen vor der Stadt abzustellen. Die Vision einer Stadtbahn ist ebenfalls eingebracht worden. Sie soll den ICE-Bahnhof mit der Innenstadt verknüpfen und dann weiter nach Diez fahren, wo es einen Anschluss an die reaktivierte Aartalbahn geben soll.

Der motorisierte Individualverkehr, immerhin werden 60 Prozent der zurückgelegten Wege in Limburg sowie zwischen Diez, Limburg und Elz mit dem Auto zurückgelegt, ist so zu organisieren und zu lenken, dass er funktioniert, lautet eine der Forderungen. Allerdings müsse vermieden werden, weiteren Verkehr von außen in die Stadt zu ziehen. Wichtig erscheint es auch, auf bereits bestehende Möglichkeiten zu verweisen, die Innenstadt zu umfahren – zum Beispiel über die neue Autobahnbrücke, die über eine separate vierte Spur zwischen den beiden Limburger Anschlussstellen verfügt.

Nach Einschätzung von Dr. Michael Frehn, Leiter des mit der Aufstellung des Masterplans beauftragten Gutachterbüros planersocietät, bietet das Mobilitätsverhalten in Limburg und den direkt angrenzenden Kommunen Diez und Elz durchaus gute Möglichkeiten der Veränderung, des Umsteigens. Das Auto als Verkehrsmittel werde deutlich über dem Bundesdurchschnitt genutzt und stehe quasi flächendeckend den Haushalten zur Verfügung. Allerdings seien 65 Prozent der zurückgelegten Wege zwischen Diez, Limburg und Elz kürzer als fünf Kilometer und jeder zweite Weg mit einer Distanz zwischen zwei und fünf Kilometern werde mit dem eigenen Auto oder als Mitfahrer zurückgelegt.

Politik muss entscheiden

„Ab ins Auto und rein in die Stadt fahren, das wird so nicht weiter gehen“, sieht Bürgermeister Dr. Marius Hahn auch die Limburger selbst in der Pflicht. Gleichzeitig mahnte er jedoch wichtige Entscheidungen und konsequentes Handeln auf Ebenen abseits der Stadt an, zumal Limburg sehr aktiv an Verbesserungen arbeite. „Aber was ist mit Landkreis, Land und Bund, was ist mit den Automobilherstellern?“, fragte Hahn in die Runde, wobei er auch das Fehlen von Vertretern verschiedener Einrichtungen und Institutionen kritisierte, die sich regelmäßig zum Thema Verkehr in Limburg äußern. Das Ziel aller Anstrengungen müsse sein, die Stadt für die Bewohner lebenswert zu halten und gleichzeitig für Pendler und Kunden attraktiv zu bleiben.

Im Sommer kommenden Jahres soll es ein drittes Bürgerforum geben. Dort soll dann konkret vorgestellt werden, was sich wo und wann in der Stadt konkret ändern soll, um Mobilität zukunftsfähig zu gestalten. Alle bisher eingebrachten Vorschläge sollen dabei mit einbezogen werden, wobei sie von dem beauftragten Büro auch auf ihre Praktikabilität geprüft werden. Was ausgewählt wird, fließt in ein Verkehrsmodell ein, das Auskunft über Auswirkungen und Veränderungen geben soll. Ist das durchlaufen, werden die Gutachter ihre Empfehlungen erarbeiten, über deren Umsetzung abschließend die Politik entscheiden muss.

Partner