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Datum: 17.08.2021

Individuell, flexibel und elektrisch im Nahverkehr

Die Tage des AST in Limburg sind gezählt, der LahnStar begibt sich in Startposition, um am 1. Oktober durchzustarten. Der Countdown beginnt. Das neue Angebot der Limburger Stadtlinie ist viel mehr als ein Namenswechsel: Mit dem LahnStar erreicht die Stadtlinie nun auch die einzelnen Ortsteile, zwischen ihnen gibt es direkte Verbindungen ohne Fahrt über die Innenstadt. Die Fahrzeuge haben alle E-Antrieb, bestellt werden sie per App (was die Bündelung von Fahrten einfacher macht) und auch noch per Telefon. Möglich wird dies im Rahmen eines Pilotprojekts des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV).

„Der öffentliche Nahverkehr erreicht mit dem LahnStar eine neue Stufe, mit ihm kommen wir der Mobilität der Zukunft einen entscheidenden Schritt näher“, sagte Limburgs 1. Stadtrat Michael Stanke. Gemeinsam mit RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai stellte er das neue Produkt an einer ziemlich abseits gelegenen Haltestelle in der Vorderstraße in Ahlbach vor. Ein deutliches Zeichen dafür, dass mit dem LahnStar auch diese Haltestelle wie alle anderen in den Ortsteilen mit in die Stadtlinie eingebunden sind.

Lang gehegter Wunsch

„Gerade für die Bürgerinnen und Bürger aus den Stadtteilen erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch: Es gibt nun auch direkte Verbindungen zwischen den Stadtteilen“, machte Stanke, der auch Betriebsleiter der Stadtlinie ist, deutlich. So sind nun Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Apotheken auch außerhalb der Innenstadt als Ziele mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar. Und das kommt alles pünktlich zum Geburtstag der Stadtlinie, die am 1. Oktober 50 Jahre alt wird.

Eingebunden ist der Limburger LahnStar in eines der europaweit größten On-Demand-Verkehrsprojekte (on demand = auf Bestellung) „Als Ergänzung zu Bus und Bahn bringen die On-Demand-Shuttles Fahrgäste zur gewünschten Zeit ans Ziel. Und die intelligente Bündelung der Fahrten macht das Angebot besonders effizient“, sagte RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai. Insgesamt zehn Projektpartner hat der RMV unter seinem Dach für das Projekt gebündelt. „27 Millionen Euro konnten wir vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur einwerben. Damit decken wir bis zum Jahr 2024 die Hälfte der Betriebskosten und die Entwicklung der On-Demand-App“, erläuterte Kavai. Diese hohe Fördersumme verdeutlicht nach seiner Einschätzung, wie wichtig On-Demand-Angebote wie der LahnStar für die Mobilitätswende sind und welche überregionale Strahlkraft Deutschlands größtes On-Demand-Netzwerk hat, das der RMV in seinem Verbund umsetzt.

Ohne festen Fahrplan

Das Projekt „On-Demand FrankfurtRheinMain“ ist deutschlandweit das erste On-Demand-Projekt überhaupt, das sich über mehrere Städte und Landkreise und zehn Partner erstreckt. Rund 1,8 Millionen Menschen wohnen im Einzugsbereich der Shuttles. Das Ziel der Projektpartner: Öffentliche Mobilität flexibler und komfortabler gestalten. Die On-Demand-Shuttle folgen keinem festen Fahrplan, sondern können einfach gebucht werden, wenn die Fahrgäste sie brauchen. Wollen mehrere Fahrgäste in die gleiche Richtung, werden die Fahrtwünsche wie bei einer Fahrgemeinschaft gebündelt. Neben der steigenden Flexibilität für die Fahrgäste reduziert sich gleichzeitig der Verkehr. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund koordiniert das Projekt.

Nach Angaben von Hicham Azzou von der Limburger Stadtlinie wurde in der gesamten Stadt das Haltestellen-Netz deutlich erweitert. Ebenso wie das AST ist es dem LahnStar nicht möglich, von Haustür zu Haustür zu fahren. Von allen Haltestellen kann in den LahnStar ein- und ausgestiegen werden. „Unser Ziel ist es, dass kein Fußweg zu einer Haltestelle mehr als fünf Minuten in Anspruch nimmt“, so der Vertreter der Stadtlinie. Die neuen LahnStar-Fahrzeuge sind deutlich zu erkennen, sie haben ein eigenes Outfit und werden von einem E-Motor angetrieben. Auch die Bestellung der Fahrzeuge lief auf RMV-Ebene.

Neue Art der Bestellung

Nicht nur die Antriebsart der On-Demand-Fahrzeuge ist neu, auch die Möglichkeit, sie zu ordern. Das wird per Smartphone und App funktionieren. „Der LahnStar wird jedoch auch per Telefon abrufbar bleiben“, beruhigt Azzou. Diese Möglichkeit ist ganz bewusst im Hinblick auf die bestehenden AST-Kunden beibehalten worden. Die App wird ab Mitte September zur Verfügung stehen. Für die telefonische Bestellung des LahnStar ist eine einmalige Registrierung über die Mobi-Zentrale, Bahnhofstraße 2 in Limburg, notwendig. Die Kosten einer Fahrt im LahnStar hängen davon ab, ob die Fahrgäste über eine Zeitfahrkarte des RMV verfügen, dann müssen sie nur 1,50 Euro Komfortzuschlag zahlen. Ohne RMV-Ticket kommen noch 2,15 Euro hinzu.

Während der RMV für die Stadtlinie der regionale Partner zur Umsetzung ist, ist die EVL der Partner auf Stadtebene. Die Energieversorgung schafft die Infrastruktur, damit der LahnStar stets mit Power unterwegs ist. „Zusammen mit dem Stadtlinienverkehr und unter Berücksichtigung der technischen Gegebenheiten haben wir für die beiden zukünftigen LahnStar-Ladestationen Standorte am Bahnhofsplatz und in der Hospitalstraße ausgewählt“, erklärte Peter Spöhrer, zuständig bei dem lokalen Energieversorger für Smart Markets und E-Mobilität. Als erste Adresse rund um das Thema E-Mobilität sei es für die EVL selbstverständlich, für die Errichtung der Ladeinfrastruktur der LahnStar-E-Busse zu sorgen. Der Energieversorger hat inzwischen in der Stadt fast 20 öffentliche Ladestationen eingerichtet und baut derzeit die Ladeinfrastruktur auch in den Ortsteilen aus.

Barrierefreies Fahrzeug

„Wir haben weitere bewährte Partner an Bord, um dem LahnStar am 1. Oktober einen fliegenden Start und reibungslosen Übergang vom AST zum LahnStar hinzulegen“, verdeutlichte der 1. Stadtrat Michael Stanke. So steht für den Betrieb des LahnStar mit Taxi-Addi das gleiche heimische Unternehmen zur Verfügung, das bereits für den AST der Dienstleister für die Stadtlinie ist. Wie Stanke mitteilte, wird das neue Angebot von Anfang an wissenschaftlich begleitet, um es zielgerichtet verbessern zu können. Das sei auch im Hinblick auf die Kosten notwendig. Neben den Fördermitteln wird das Projekt auch aus Mittel des Stadtlinienverkehrs bezahlt, der dafür auch die Einnahmen aus den erhöhten Parkgebühren einsetzt.

Für die Stadt ist nach Einschätzung des 1. Stadtrats jeder eingesparte Kilometer mit dem selbst genutzten Auto ein Erfolg. Damit reduziere sich die Belastung mit Schadstoffen, für den notwendigen Verkehr gehe es flüssiger durch die Innenstadt und anderen Mobilitätsarten stehe mehr Platz zur Verfügung, wenn die Zahl der Autos in der Innenstadt sinke.

Das Fahrzeug für den LahnStar (und ähnliche Projekte bei den anderen Partnern) kommt von Mercedes und ist ein eVito Tourer Pro mit sechs bis acht Sitzplätzen. Eines der fünf in Limburg eingesetzten Fahrzeuge ermöglicht auch einen barrierefreien Zu- und Ausstieg. Das Fahrzeug in seinem typischen LahnStar-Outfit wird auch während der am kommenden Donnerstag startenden Summer-Games präsentiert. RMV und Stadtlinie informieren an einem Stand dann nicht nur über das neue Angebot der Stadtlinie, sondern auch über das breite Spektrum des öffentlichen Nahverkehrs.  

Hintergrund

Das Projekt „On-Demand FrankfurtRheinMain“ erstreckt sich über mehrere Städte und Landkreise, insgesamt mit zehn Partner wird der RMV das in Bewegung bringen. Als lokale Partner sind die Lokalen Nahverkehrsorganisationen und Verkehrsunternehmen der Kommunen Frankfurt a.M. (traffiQ), Kreis Offenbach (KVG Offenbach), Hofheim (MTV), Kelsterbach (LNVG GG), Limburg an der Lahn (Stadtlinie Limburg), Landkreis Darmstadt-Dieburg (DADINA), Taunusstein (RTV), Hanau (HSB), Darmstadt (HEAG mobilo) und Wiesbaden (ESWE Verkehr) dabei.

Möglich wird das herausragende Projekt durch Förderungen des Landes Hessen und des Bundesverkehrsministeriums. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert das Projekt mit 27 Millionen Euro im Rahmen der Förderrichtlinie „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“. Entsprechend des Förderzeitraums ist das Projekt bis Ende 2024 angelegt. Eine Fortsetzung des Vorhabens über diesen Zeitraum hinaus ist aber bei entsprechender Nachfrage und Finanzierung angestrebt.

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