Archivalie der Woche 236
„Limburg judenfrei“
Ein kleiner Zettel mit kurzer Notiz, mit dem sich aber unvorstellbares Grauen verbindet: „Die Kreise Limburg und Unterlahn sind seit dem 10. Mai d. Jrs. [= diesen Jahres = 1943] judenfrei.“ Dies teilte Landrat Dr. Carl Uerpmann dem Regierungspräsidenten in Wiesbaden am 10. Juli 1943 mit.
1933 zählte die jüdische Gemeinde Limburg mehr als 300 Mitglieder. Doch schon im ersten Jahr nach der sogenannten „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten flohen viele ins Ausland, beispielsweise der Richter Julius Lichtenstein mit seiner vierköpfigen Familie. Diejenigen, die blieben, wurden in den folgenden Jahren gezwungen ihr Eigentum zu veräußern („Arisierung“) und in eine Großstadt umzuziehen. Viele von ihnen wurden schließlich deportiert und ermordet. 197 Menschen, die vor 1933 in Limburg lebten oder dort geboren wurden, fielen den Nazis zum Opfer, darunter nach jetzigem Kenntnisstand 143 wegen ihres jüdischen Glaubens, 54 aus anderen Gründen. Angefangen hatte das Grauen zehn Jahre zuvor, mit Hass, Hetze und Ausgrenzung. Es endete in Auschwitz, Treblinka, Sobibor, Hadamar und anderswo.
In Limburg wird in jedem Jahr um den 27. Januar und den 9. November mit einer Gedenkfeier an diese Menschen erinnert.