Großer Aufwand für Baumschutz in der Westerwaldstraße
Seit September vergangenen Jahres bestimmen Bagger, Rüttelplatten und anderes Gerät das Bild der Westerwaldstraße zwischen der Einmündung „An der Lahnkampfbahn“ bis auf die Höhe des dort befindlichen Lebensmittelmarktes. Die Straße ist Baustelle – und das wird noch einige Wochen so bleiben.
Jeden Tag geht es ein wenig weiter, doch der ursprüngliche Zeitplan ist nicht zu halten. Im Juni soll der aktuelle Abschnitt fertig sein.
Eine wichtige Aufgabe im Rahmen der grundlegenden Sanierung: Die Hauptgasleitung in der Westerwaldstraße aus dem Gehweg- und Rinnenbereich in den Straßenraum zu verlegen. Im Gehweg befand sie sich zusammen mit anderen Versorgungsleitungen in der Vergangenheit und oben drüber wuchsen Bäume in die Höhe. Von denen stehen keine mehr, denn die Bäume und ihre Wurzeln stellten für die Gasleitung eine Gefahr dar. Die enge Verbindung zwischen Wurzeln und Versorgungsleitungen hat auch die Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt. Nach Angaben von Bauleiter Sebastian Meller von der bauausführenden Firma Weil waren die Wurzeln um die Leitungen (Gas und Telefon) gewachsen, was bei der Entsorgung ein deutliches Mehr an Arbeit bedeutete.
Aus den Fehlern der Vergangenheit sind jedoch Lehren gezogen worden. Die neuen Baumstandorte werden gut vorbereitet. Ihre Wurzeln werden sich in speziellen Konstruktionen, die mit Substrat gefüllt werden, mühelos ausbreiten können. Die in der Westerwaldstraße verbauten offenen Wurzelschutzkammern erforderten beim Aufbau Geschick und Geduld, sie haben gegenüber anderen Systemen jedoch den langfristigen Vorteil, den Wurzeln mehr Raum zu geben und damit die Standortqualität der Bäume zu erhöhen, die direkt an Fahrbahnen ohnehin einen schwierigen Stand haben.
Ähnlich große Baumhabitate sind schon in der Grabenstraße und der Diezer Straße verbaut worden. Die in der Westerwaldstraße nun verbauten Bewässerungssysteme sind jedoch eine Premiere für Limburg. Die Baumhabitate dienen künftig zudem als dezentrale Regenwasserspeicher, die das Regenwasser der Verkehrsflächen direkt aufnehmen und zwischenspeichern, sodass auch hier zusätzliche Zu- und Abflussleitungen zu verlegen waren und sind.
Die Verlängerung der Bauzeit führt für die Anlieger zu einer deutlich längeren Belastung. Im Bereich der Baustelle sind die Grundstücke nicht anfahrbar. Das betrifft ebenfalls die in diesem Gebiet angesiedelten Gewerbebetriebe, für die teilweise Notzufahrten über Nachbargrundstücke eingerichtet wurden. Auch ist die Ausführung der Arbeiten auf zwei Unterabschnitte aufgeteilt worden, um eine bessere Andienung zu ermöglichen. Die betroffenen Anlieger in der Westerwaldstraße werden demnächst durch ein Schreiben des Tiefbauamts über den weiteren Ablauf informiert.
Rund 600 Meter ist er lang, der Abschnitt der Westerwaldstraße, der einer grundlegenden Sanierung bedarf, von der Lichfield-Brücke bis zur Einmündung auf die B8. Doch wer tief gräbt und sich durch alte Straßenaufbauten buddelt, kann Überraschungen erleben und ist zudem auch dem Wetter ausgeliefert, was den Zeitplan quasi verhageln kann. Im November und Dezember hat das zunächst winterliche Wetter den Arbeitsablauf beeinflusst, später war es der über Wochen andauernde Regen, erläutert Sabina Schmidt, Abteilungsleiterin für Kanalbau im Tiefbauamt der Stadtverwaltung, die Verzögerung.
Wie Sebastian Meller ergänzt, hat der Ausbau und die Entsorgung des durch Teer hochbelasteten Materials des alten Straßenausbaus ebenfalls deutlich mehr Zeit als vorgesehen in Anspruch genommen, denn die dort vorgefundenen Mengen waren deutlich höher als erwartet. Das ausgebaute Material musste als Sondermüll entsorgt werden.
Grundlegende Sanierung bedeutet alles raus und alles neu: Sämtliche Versorgungs- und Entsorgungsleitungen werden ausgetauscht und die Straße erhält einen komplett neuen Grundaufbau. Nach Angaben von Sabina Schmidt liegen nun alle Hauptleitungen und auch die Anschlussleitungen in die abgehenden Straßen sind so weit, dass bei künftigen Arbeiten die Westerwaldstraße außen vor ist. Die Hausanschlüsse sind ebenfalls schon weit fortgeschritten.
Vollkommen klar, dass bei den derzeit laufenden Arbeiten Leerrohre mit eingezogen werden, um die Verbesserung der Infrastruktur mit Glasfaser zu ermöglichen, ohne später die neue Asphaltschicht der Fahrbahn oder Gehwege aufreißen zu müssen. Dabei gilt es, die Interessen verschiedener Versorger zu bündeln und miteinander abzustimmen.
Nicht alle können gleichzeitig ihre Leitungen verlegen, dies geschieht jeweils in bestimmten Zeitfenstern. Neben der EVL mit Gas, Wasser, Strom sowie den Leitungen für die Straßenbeleuchtung bedarf es noch einer Abstimmung mit der Telekom mit ihren Kupferkabeln und Leerrohren für Glasfaser, der Kevag und nicht zuletzt der Stadt selbst mit den Leerrohren für Glasfaser. Der kurzfristige Entschluss der Telekom, nun doch Glasfaser zu verlegen, hat nach Angaben von Meller zu einer Überarbeitung der Trassenpläne für die Versorgungsleitungen geführt, was wiederum mit allen Beteiligten abzustimmen war.
Die künftige Gestaltung des Straßenraums entspricht dem Bereich der Westerwaldstraße zwischen alter Lahnbrücke und Lichfield-Brücke, der bereits abgeschlossen ist. Es gibt jedoch deutliche Unterschiede. Das betrifft zum einen die Bäume, die es in dem bereits sanierten Abschnitt nicht gibt, zum anderen geht es um eine Fläche für die Radfahrenden, die auf dem nun zu sanierenden Abschnitt eingerichtet wird. Insgesamt sollen auf dem rund 600 Meter langen Teilstück zwischen Lichfield-Brücke und Einmündung auf die B8 etwa 30 Bäume gepflanzt werden. Die Fläche für die Radfahrenden wird als Schutzstreifen mit unterbrochener Linie dargestellt.
Auf dem Abschnitt, der gerade saniert wird, mussten bei den Arbeiten mit Teer belastetes Pflaster und Asphalt in einer Menge ausgebaut und entsorgt werden, wie dies zunächst nicht vermutet worden war. Zwar war der Unterbau der Westerwaldstraße im Jahr 2013 ebenso wie das bereits sanierte Teilstück untersucht worden, doch aufgrund dieser Untersuchung gab es kaum Hinweise auf die vorhandenen belasteten Mengen, die als Sonderabfall gelten. Im bereits sanierten Abschnitt war ein solches Problem nicht aufgetreten. Aufgrund des vorgefundenen belasteten Materials wurden die noch ausstehenden Teilstücke erneut beprobt. Das dort in einigen Bereichen belastete Material wurde näher bestimmt und ist für den weiteren Bauablauf berücksichtigt.
Die Verzögerung hat Auswirkungen auf die nächsten Sanierungsabschnitte, denn mit den Arbeiten am Einmündungsbereich zur B8 sind auch Anschlussarbeiten für den aus dem Elbboden kommenden Kanal verbunden. Dieser Kanal verläuft unter der B8 hindurch und wird in einem grabenlosen Verfahren erneuert. Bisher war vorgesehen, den Abschnitt bis zur B8 in zwei Bauabschnitte aufzuteilen. Derzeit gibt es Überlegungen, die beiden Teilstücke zusammenzulegen. Als letzter Sanierungsteil ist dann der Bereich von der Lichfield-Brücke bis zur Einmündung „An der Lahnkampfbahn“ an der Reihe, nochmals aufgeteilt in zwei Abschnitte.
Der Ausbau und die Entsorgung lassen die Kosten steigen. 5,132 Millionen Euro waren zunächst für die Kanal- und Straßenerneuerung einschließlich Versorgungsleitungen vorgesehen. Das wird nicht reichen. Die grundhafte Sanierung der Straßenflächen wird nach dem Mobilitätsfördergesetz vom Land mit einer Summe in Höhe von 1,15 Millionen Euro gefördert.