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09.08.2018

Spielraum für Verkehrsverlagerung

Die Verfügbarkeit von Autos liegt in den Haushalten in Limburg, Elz und Diez deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Entsprechend häufig werden die Autos auch genutzt. 60 Prozent aller Wege in Limburg werden mit dem MIV, dem motorisierten Individualverkehr zurückgelegt. In Elz und Diez liegt der Anteil noch höher. Das sind Ergebnisse aus der Mobilitätsbefragung, die im Zusammenhang mit dem Masterplan Mobilität in Limburg vorgenommen wurde.

„Das sind doch einige interessante Ergebnisse, die uns wichtige Hinweise geben“, wertet Bürgermeister Dr. Marius Hahn das, was das von der Stadt beauftragte Büro Planersocietät durch die Befragung herausgefunden hat. Der Verkehrsplaner Julian Scheer stellte die Ergebnisse zunächst den Vertretern der beteiligten Kommunen vor, auch der Magistrat ist über eine Vorlage informiert worden. „Die Befragung zeigt auch, dass da noch Spielraum ist, um zum Umsteigen vom Auto auf andere Verkehrsmittel zu bewegen“, sagte Horst Kaiser, Bürgermeister von Elz. Was er derzeit vermisst, ist zum Beispiel eine schnelle und sichere Verbindung zwischen den beiden Kommunen für Radfahrer. Der Weg entlang des Elbbachs sei gut für die Freizeit, aber nicht für Berufspendler.

3750 Haushalte in Limburg, Elz und Diez sind durch Zufallsstichprobe befragt worden. Die Rücklaufquote lag bei elf Prozent, aus 424 Haushalten kamen die Fragebögen ausgefüllt zurück. Nach Einschätzung von Julian Scheer ist die Rücklaufquote durchaus als gut zu bewerten und ermögliche eine Auswertung und Einschätzung: 91 Prozent der Haushalte in Limburg besitzen ein Auto (Bundesdurchschnitt liegt bei 78 Prozent), 72 Prozent der Haushalte über mindestens ein Fahrrad (bundesdurchschnitt 78 Prozent), 25 Prozent der Einwohner verfügen über eine Zeitkarte für den öffentlichen Verkehr (Bundesdurchschnitt 22 Prozent) und die durchschnittliche Entfernung zu einer Bushaltestelle beträgt in Limburg 250 Meter.

Anteil der Fußgänger gestiegen

Nach dem was Planersocietät ermittelt hat, ist der prozentuale Anteil der Fußgänger und Radler in der Verkehrsmittelwahl zwischen 2002 und 2018 gestiegen, von 14 auf 31 Prozent (Fußgänger) und von drei auf sechs Prozent (Radler) gestiegen, der Anteil des motorisierten Individualverkehrs von 68 auf 53 Prozent und der Anteil von Bus und Bahn von 15 auf zehn Prozent gesunken. Die Tendenz in den Stadtteilen ist ähnlich, der MIV jedoch deutlich stärker vertreten und mit einer geringen Abnahme im Vergleichszeitraum.

Die Dominanz des Pkw fängt in Limburg ab einer Wegelänge von zwei Kilometern an, darunter dominiert der zu Fuß zurückgelegte Weg. In der Bewertung der einzelnen Verkehrssysteme schneidet des Fußgängersystem mit Noten von 2,2 und 2,1 in den drei Kommunen am besten ab. Die Notenspanne beim Auto ist größer, insgesamt jedoch gut (2,0 in Diez, 2,3 in Elz und 2,6 in Limburg), beim Fahrrad ist die Bewertung für Limburg mit 3,0 schlechter als in Diez und Elz (jeweils 2,5). Das Verkehrssystem Bus schneidet in Limburg mit 3,3 am schlechtesten ab, in Diez ist es einen Hauch besser (3,2) und in Elz wird es noch als gut bewertet (2,6).

Verbesserungsmöglichkeiten

Nach Angaben von Scheer führt die Rangliste der Verbesserungsvorschläge bei Bus- und Bahnverkehr eine Verbesserung des Takts an, gefolgt nach dem Wunsch nach weniger Umstiegen sowie einer verbesserten Sicherheit und mehr Pünktlichkeit. Beim Radverkehr stehen sichere Querungen/Kreuzung ganz oben auf der Wunschliste und allgemein bessere Radwege. Eine verbesserte Sicherheit für Fußgänger wünschen sich fast 80 Prozent, dazu gehören vor allem auch sichere Querungen.

Nach Einschätzung des Verkehrsplaners Julian Scheer gibt es enge Verkehrsverflechtungen zwischen Limburg und seinen Nachbarn Elz und Diez. Dabei spiegele sich der hohe Anteil an Zeitkartenbesitzern für den öffentlichen Verkehr nicht in der tatsächlichen Nutzung von Bus und Bahnen wieder. Steigerungspotentiale sieht Scheer beim Radverkehr (nicht zuletzt wegen der steigenden Anzahl an E-Bikes) und beim ÖPNV. Dazu gab es dann auch gleich schon konkrete Anmerkungen. Das Tarifsystem müsse über die Grenzen der Länder und der Verkehrsverbünde so gestaltet werden, dass es für Nutzer attraktiv sei, Bus und Bahn zu nutzen, so Bürgermeister Hahn. Möglichkeit, um den MIV in Limburg zu verringern, sieht der Verkehrsplaner auch in neuen Mobilitätsangeboten, die bisher kaum genutzt würden und teilweise auch wenig bekannt seien (AST, Fahrradboxen, E-Ladesäulen).

Thema im Ausschuss

Am Mittwoch, 15. August, beschäftigt sich der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Verkehr mit dem Thema. Der Ausschuss tagt von 19.15 Uhr an im Großen Sitzungssaal des Rathauses. Die Vertreter von Planersocietät werden die Ergebnisse vortragen und bei Rückfragen zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse aus der Befragung und die daraus zu ziehenden Erkenntnisse sollen in den Masterplan Mobilität einfließen, der im kommenden Jahr vorgelegt werden und der Politik Handlungsempfehlungen für die kommenden Jahre geben soll.

 

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